Die Balance von Sinn, Macht und Angst im Umsetzungsmanagement

Inhaltsübersicht

Die drei Kernelemente des Umsetzungsmanagements

Erfolgreiches Umsetzungsmanagement stellt sich unter anderem als Balanceakt zwischen Sinn, Macht und Angst dar. In deutschen Unternehmen fällt es mir sehr häufig auf, dass selbst erfahrene Manager unbeirrt glauben, sie müssten ihrem Team nur Ziel und Inhalt der Veränderung erläutern (Sinn), dann würde die Sache schon laufen. Bei meinen US-Kunden verhält es sich so, dass Macht (Geld, Ressourcen etc.) vergeben wird zusammen mit der Aufforderung: Und jetzt los! Die Manager geben sich dem Glauben hin, dass dann schon alles in ihrem Sinne laufen wird. Und bei japanischen Firmen ist die Dimension Angst unter den Managern von sehr ausgeprägter Bedeutung: Wenn der Erfolg sich nicht einstellt, dann wird er „geköpft. Solche Extremausprägungen können gar nicht zu High-Performance-Umsetzungen führen. Alle Faktoren, also Sinn, Macht und Angst, müssen in den verschiedenen Phasen der Umsetzung in unterschiedlicher Ausprägung und wohlüberlegt eingespielt werden. Sie haben meiner Meinung nach gar keine andere Wahl als auch den Faktor Angst bzw. Druck ins Spiel zu bringen, denn: Dort, wo nichts passiert, wenn nichts passiert, passiert nichts.

Ist die Erwartung an die Beteiligten klar kommuniziert, müssen Sie den einzelnen Personen (wohlgemerkt nicht dem Team!) die Macht bzw. Möglichkeiten, sprich die Ressourcen, die Zeit und die Mittel an die Hand geben, um die Vorgaben (Angst/ Druck) zu erfüllen. Nachdem Sie also die Interessen der entscheidenden Einzelpersonen mit den Umsetzungszielen in Einklang gebracht haben, sollten Sie sich überlegen, wie Sie diesen einzelnen Personen vermittels des Dreiklangs aus Sinn, Macht und Angst das notwendige Drehmoment verpassen, um die Umsetzung hochproduktiv und mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen. (siehe Abb. 2).

Menschen, und damit Organisationen, verändern sich nur, wenn sie verstehen, wieso etwas gemacht werden soll, die Konsequenzen insbesondere des Nichthandelns am eigenen Leib verspüren und die realistische Chance sehen, dass sie die Möglichkeiten an der Hand haben, um erfolgreich zu sein – es also keinen Grund gibt zu resignieren. Je nach Organisation und Situation sind Timing, Intensität und Gewicht, die auf die jeweiligen „Hebel“ (Dimensionen) Sinn, Macht und Angst gelegt werden, unterschiedlich.

Immer wieder stelle ich fest, dass die für die Umsetzung verantwortlichen Manager auf ihr gewohntes Programm zurückgreifen. Der eine erklärt nur, der andere delegiert und gibt sämtliche Freiheiten und der Dritte schwingt ständig die Peitsche, weil er es nicht anders gelernt hat. Reflektieren Sie regelmäßig Ihr eigenes Verhaltens- /Managementmuster. Der Prozess geht wesentlich einfacher, mit weniger Stress und schneller, wenn Sie sich überlegen, wann, wie und mit welcher Intensität Sie diese drei Hebel zum Einsatz bringen. Die Art der Nutzung hängt zum einen vom jeweiligen Projekt ab (Strategie, Optimierung, „Neuland“) und auch von der jeweiligen Umsetzungsphase (siehe Abb. 3).

In der Konzeptionsphase eines Strategieprojektes muss primär die Sinndimension angesprochen werden. Die Beteiligten benötigen eine ganz klare Vorstellung, was hinter der neuen Strategie des Bereichs oder Unternehmens steckt und wie die angestrebte strategische Position genau aussieht. Die Konzeption hat immer unter hohem Druck (Angst) zu erfolgen, damit sich alle auf die wesentlichen Themenbereiche konzentrieren. Geben Sie hier immer sportliche Zielvorgaben. Wenn dies nicht geschieht, besteht die Gefahr, dass sich das Konzeptionsteam immer mehr in Details verliert und jede Menge Gründe findet, warum die Strategie so nicht umgesetzt werden kann. Die Dimension Macht wird kaum angesprochen, denn um gute Strategiekonzepte zu erstellen, werden keine großen Ressourcen (Geld, Manpower) benötigt.

Ganz anders sieht es aus, wenn es um die Ausführung geht. Hier muss nicht mehr jedem erklärt werden, warum, weshalb oder wieso die Strategie umgesetzt und die Ausführung genau so gemacht wird. Viel wichtiger ist es, den Druck bzw. die Angst entsprechend hoch zu halten, um die Ausführung nicht einschlafen zu lassen und gleichzeitig die Beteiligten mit den für sie relevanten Möglichkeiten (Macht) auszustatten, damit sie ihren Job erfolgreich erledigen können. Da hier mit den größten Widerständen zu rechnen ist, ist konsequenter Druck entscheidend. Mit dieser Haltung orientiert sich der Umsetzungsmanager an dem, was vom Umsetzungsteam wirklich benötigt wird, um erfolgreich arbeiten zu können.

Bewegen Sie sich mit ihrer Projektart auf Neuland, da Sie ein neues Produkt auf den Markt bringen möchten oder eine neue Systemimplementierung stemmen müssen, muss in der Konzeption ebenfalls stark über den Sinn und die Angst gearbeitet werden. Allerdings kommt hier im Gegensatz zur Strategieumsetzung die Dimension Macht zusätzlich ins Spiel. Denn ohne die entsprechende Befähigung gelingt es nicht, überhaupt auf die richtigen Ideen und Ansätze zu kommen und den Weitblick zu entwickeln, etwas zu konzipieren. In der Planung sieht das anders aus, der Sinn ist nicht mehr entscheidend, es geht primär um die Transformation der entwickelten Konzepte in eine sinnvolle Planung.


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