Umsetzungspolitik: Wie Sie Interessen bündeln und Widerstände überwinden

Inhaltsübersicht

Umsetzungspolitik – Das Zusammenspiel der Kräfte regeln

Unter Umsetzungspolitik verstehe ich die gezielte Verflechtung der Einzelinteressen der Beteiligten im Sinne der Zielsetzung zu einem gut funktionierenden politischen Gesamtkonstrukt. Also sollte man sich auch mit dieser Dimension intensiv beschäftigen und sie nicht, wie leider häufig der Fall, dem Zufall zu überlassen. Gehen Sie Fragen nach wie diesen:

  • Wer hat aus welcher Intention heraus welche Interessen?
  • Wo gibt es Schnittmengen?
  • Wo divergieren die einzelnen Interessenskreise?

Auch hier gilt die Regel: Dies von Anfang an zu durchdenken und proaktiv zu adressieren kann für ein beschleunigtes und in diesem Fall auch entspanntes Arbeiten in der Umsetzung sorgen.

Umsetzungspolitik wird umso relevanter, je intensiver die Veränderung durch das Vorhaben ist und je größer die Anzahl an direkt Betroffenen ist. Und es ist nie zu spät, mit gezielter Umsetzungspolitik ein Vorhaben von unnötigen Widerständen zu befreien und wieder in Schwung zu bringen. Allerdings bedarf es hierzu strikter Konsequenz, die nicht unbedingt Härte bedeutet, durchaus aber die eine oder andere nach außen hin hart wirkende Entscheidung mit einschließt.

Ohne den Mut zu klaren Entscheidungen ist auch keine konsequente Umsetzungspolitik möglich.

Kolbusas Umsetzungspolitik-Programm:

1. Die relevanten Personen auflisten

Listen Sie auf, mit welchen Personen Sie es in Ihrem Projekt zu tun haben. Zu den relevanten Personen gehören alle, die für Sie im Rahmen des Umsetzungsvorhabens eine entscheidende Rolle spielen wie zum Beispiel Stakeholder jeglicher Art, Projektsponsoren, Projekttreiber, Projektleiter, Führungskräfte verschiedenster Bereiche oder Abteilungen, Träger von Schlüsselkompetenzen etc. Nehmen Sie ein Blatt Papier, schreiben Sie alle relevanten Personen auf.

2. Die Powermap – Einstellungen ermitteln

Setzen Sie sich mit jeder dieser Personen auseinander bezüglich der öffentlichen Sphäre: Welche Ziele und welche Werte verbinden sich mit ihr? (siehe Abb. 2) und bezüglich der persönlichen, der emotionalen Sphäre: Welche Interessen und Freuden spielen für sie eine Rolle und was bereitet ihr Sorge bzw. Angst und was macht sie unter Umständen neidisch?

3. Die Powermap – die Gemengelage visualisieren

In Form eines Wirknetzes vernetzen Sie die Kreise der einzelnen Personen entlang der Frage: Wer beeinflusst wen? Stärkere Beeinflussungen können Sie durch dickere Pfeile darstellen und Sie können zusätzlich zwischen positiven und negativen Beeinflussungen unterscheiden (siehe Abb. 3).

4. Die Politiklandschaft verstehen

Mithilfe einer Aktiv-Passiv-Matrix kann das Wirknetz ausgewertet und interpretiert werden (Frederic Vester, 2002, *Die Kunst vernetzt zu denken*). Ziel ist es, diejenigen Faktoren bzw. Personen zu ermitteln, die in Bezug auf die Fragestellung „Wer übt in meinem Umsetzungsvorhaben den größten Einfluss in positiver oder negativer Form aus?“ relevant sind. Eine Person wirkt aktiv, wenn sie andere Personen direkt oder indirekt beeinflusst und je stärker sie das tut, umso weiter oben ist sie in der Matrix angesiedelt. Je passiver eine Person ist, desto weiter rechts ist sie angeordnet. Reaktiv ist eine Person, wenn sie beeinflusst oder getrieben wird, während puffernde Personen weder selbst andere stark beeinflussen noch selbst stark beeinflusst werden.

Am leichtesten ist die Erzeugung der Aktiv-Passiv-Matrix mithilfe einer Software. Ansonsten können Sie aber auch die Personen mit ihren jeweiligen positiven oder negativen Einflüssen in eine Einflussmatrix übertragen. In der Matrix werden die Aktiv- und Passivsummen gebildet und in ein System-Grid übertragen. Ist Ihr Wirknetz relativ übersichtlich, lassen sich die Personen, die direkt und indirekt für Widerstände sorgen, auch ohne Aktiv-Passiv-Matrix oder System-Grid ermitteln.

In der Beispielmatrix (siehe Abb. 3) ist Herr Walter (Nr. 3) ein kritischer Faktor. Kritische Faktoren haben sowohl aktiven als auch reaktiven Charakter, das heißt, Herr Walter hat eine sehr starke Wirkung auf alle im Umsetzungsvorhaben relevanten Personen, wird jedoch selber auch direkt oder indirekt stark beeinflusst. Er kann als Beschleuniger und Erzeuger positiver Stimmung im Umsetzungsvorhaben genutzt werden. Aber es muss ebenfalls stark darauf geachtet werden, dass er nicht negativ beeinflusst wird und das Projekt so zum Kippen bringt.

Herr Meier (Nr. 2) und Frau Winter (Nr. 5) werden hingegen sehr stark beeinflusst, haben selbst aber keine große Wirkung auf die anderen Beteiligten. Sie eignen sich als gute Indikatoren für die herrschende Stimmung im Projekt.

5. Die Analyse der Ergebnisse

Aus den Erkenntnissen können Sie nun für sich und ihre Umsetzung diverse Schlüsse ziehen und entsprechende Maßnahmen einleiten. Hierzu helfen Ihnen die folgenden Fragestellungen:

a. Welches sind die entscheidenden Erfolgstreiber für ihre Umsetzung? Wie können Sie diese in Form eines oder mehrerer Gremien in ihrem Umsetzungsvorhaben zueinander bringen oder etablieren?

b. Gibt es Personen, die Sie aufgrund der Erkenntnisse aus der Powermap nie auf ihre Seite ziehen können, da sie ihre persönlichen Interessen und Ziele niemals mit dem Umsetzungsziel in Einklang bringen können?

c. Können Sie diese Personen umgehen oder müssen Sie versuchen, ihr Umsetzungsvorhaben mit dem Wissen um den vorhandenen Widerstand zu managen und wie können Sie diesen Widerstand möglichst früh brechen oder bewusst eskalieren?

d. Gibt es Personen oder Personengruppen, die derzeit noch gegen ihr Umsetzungsvorhaben arbeiten, die Sie aber durch aktive Beeinflussung auf ihre Seite ziehen können? Welches sind die am stärksten beeinflussenden Personen an diesen Stellen und auf welcher emotionalen Ebene beeinflussen sie?

e. Gibt es Gruppen- oder Bündnisbildungen, die das Gesamtziel aktiv unterstützen? Können Sie noch weitere Personen in diese Gruppe ziehen?

Diese Quick-Steps helfen Ihnen, die politische Situation ihres Umsetzungsvorhabens transparent zu machen. Denn erst wenn Sie Ihre Freunde und Gegner kennen und sich ein Bild über ihre jeweiligen Interessen gemacht haben, können Sie das Geschehen aktiv steuern. Das ist Umsetzungspolitik.


Zurück zur Übersicht

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *